Feuchtegehalt von Dachsteinen und Ziegeln
Vielleicht kennen Sie den Begriff «Ausgleichsfeuchte». Die so genannte Ausgleichsfeuchte entspricht einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80%. Es regnet also noch lange nicht, unter Umständen auch mehrere Tage nicht, aber schon hier können Sporen von Moos, Algen und Flechten keimen und auch wachsen.Auch ein Dachstein, umgangssprachlich auch Betonziegel genannt, erreicht hier schon seinen maximalen Feuchtegehalt von 3 – 4 Masseprozent (Masse-%). Diese Feuchtigkeit nimmt er nicht von oben auf, sondern gleichmäßig von allen Seiten.
Der Wasseraufnahmekoeffizient von Dachsteinen (W = kg/m2h0,5) beträgt 0,1.
Eine Dachbeschichtungsfarbe liegt aber nur auf der bewitterten (beregneten) Oberfläche und diese beträgt nun einmal nur ungefähr ein Drittel der Gesamtoberfläche. Mehr als diese 3 - 4 Masseprozent an Feuchtigkeit nimmt er auch bei tagelangem Dauerregen nicht in sich auf. Er kann es einfach nicht, das Material ist zu dicht. Es sind nicht genügend Hohlkammern, Poren oder was auch immer vorhanden um noch mehr Wasser in sich aufnehmen zu können.
Wenn ihr Dach mit Dachsteinen gedeckt ist, experimentieren Sie doch einfach mal selbst. Nehmen Sie einen Ihrer trockenen Reservedachsteine oder bauen Sie einen alten aus Ihrem Dach aus (Lücke bitte mit einem «Reservisten» verschließen) und lassen ihn ausreichend trocknen. Wenn er trocken ist wiegen Sie ihn bitte genau nach. Anschließend legen Sie ihn bitte für mindestens 12 Stunden in Wasser ein. Nach dem herausnehmen bitte nur die Oberfläche leicht abtupfen, so als wenn der Regen gerade aufgehört hätte, und nun wiegen Sie nach.
Wollen wir eine Wette abschließen? Die Gewichtsdifferenz beträgt weniger als 4 Masseprozent. Sogar deutlich weniger. Auch wenn Sie ihn noch so lange wässern, daran ändert sich nichts. Ein Dachstein ist nun einmal kein Schwamm. Auch dann nicht, wenn es auf schätzungsweise 200 oder mehr Internetseiten anders steht. Der eine Dachbeschichter schreibt vom anderen ab und alle zusammen kümmern sich nicht um die Grundlagen des Handwerks. Wie um alles in der Welt soll auch die allerbeste Dachbeschichtungsfarbe der Welt etwas an diesen Tatsachen ändern? Es geht nicht.
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit roten Ziegeln. Bedingt durch ihr vergleichsweise hohes Porenvolumen beträgt der Wasseraufnahmekoeffizient (W = kg/m2h0,5) zwar stolze ca. 2,8, aber auch sie nehmen Feuchtigkeit von allen Seiten auf. Ob Wasser in Tröpfchenform (z. B. Regen) oder als Luftfeuchte, das ist ihnen herzlich egal. Falsch aufgebaut, oder auf einen zu alten Ziegel aufgebracht, können sich Dachbeschichtungen aber gerade hier negativ auf die keramischen Eigenschaften auswirken.
Dies wirkt sich oft nicht nur auf die Dachbeschichtung als solche aus, auch die Lebensdauer der Ziegel kann dadurch beeinträchtigt werden. Dazu aber an anderer Stelle mehr.